So schnell konnte man gar nicht schauen, waren die Startplätze zur diesjährigen Ausgabe der Carrera 24-Stunden in Wendelstein südlich von Nürnberg vergeben. Mittlerweile sind Einzelanmeldungen fast schon eine Seltenheit. Meist werden gleich ganze Teams genannt. Für 2012 gab es sogar noch ein Team 7 in der Warteschleife. Leider kam diese Mannschaft aber nicht zum Einsatz.

Die beiden erstplatzierten Rennteams aus Kamp-Lintfort 2011 traten unverändert an. Kein Wunder, fahren doch zehn der zwölf Teammitglieder regelmäßig auf der Bahn der slot-connection in Wendelstein. Somit war die Favoritenrolle von Anfang an vergeben.

Zwei weitere Teams rekrutierten Fahrer aus Mittelfranken, dem ursprünglichen Carrera-Land. Team Frankenslot musste leider bei der Besetzung Kompromisse eingehen und so waren dort auch zwei Rookies am Start. Bei nur einem Training vor Ort konnten die Frankensloter einen theoretischen Heimvorteil nicht weiter nutzen. Ganz anders die Driftkings. Die sah man fortan ständig auf der Bahn. Außerdem gab es diverse Abwerbungsversuche von Fahrern und Technikern aus den Spitzenteams. Der Driftking Teamchef Christian Arold musste auf technische Unterstützung von anderen Teams zurückgreifen und hatte einen Schichtplan um diverse externe Termine zweier Fahrer herumzubauen. Mit dem Carrera Vizeweltmeister Hans Hüttlinger und Hendrik Neubauer, einem Finalisten der Challenge Tour, hatte er aber auch zwei Aktivposten zu verbuchen.

Team Mamas Best entstand aus Fahrern der No Name- und der Zu-Spät-Bremser-Mannschaft des vergangenen Jahres. Dazu kamen weitere 24-H-Neulinge. Außerdem startete der jüngste Teilnehmer Jihad Horatschek in dieser Renngemeinschaft. Aus Baden-Württemberg reisten die Piloten der Modellbaugruppe Berkheim, einem beschaulichen Stadtteil von Esslingen, an. Geplant war hier der Einsatz zweier Carrera-Club Comoderatoren. Eine Werksunterstützung blieb aber aus. Zum Pech des Teams musste dann Spitzenfahrer Mike Wahrlich mit Rücken absagen. Gute Besserung nach Sindelfingen.

Die weiteste Anreise hatten die Rheinländer und der Motorenchef von Fanta 6, Jörg Rehse. Eine weitere Besonderheit dieses Teams; hier startete mit Nina Ackermann die einzige Dame. Der älteste Starter lies sich nicht ermitteln. Die Infragekommmenden konnten sich nicht mehr an ihr Geburtsdatum erinnern.

Sehr erfreut waren alle Teilnehmer über den Besuch von Christina und Heiko von Carrera. Diese genossen deshalb in der VIP-Lounge bevorzugte Behandlung. Auch Xavier, die Stimme der Challenge Tour, schaute kurz bei der slot-connection rein. Leider musste er recht bald zu einem Folgetermin abreisen.

Carrera TV dokumentierte das ganze Rennen und war auch schon zum Freitagstraining anwesend. Ob es ein Action-Film oder mehr ein Renndrama werden soll, hat die Filmcrew leider nicht verraten. Aber eines lies sich der Kameramann nicht nehmen. Unbeabsichtigt griff er noch vor dem Start ins Renngeschehen ein. Doch dazu später mehr.

Das Regelwerk wurde entsprechen den vielen Anregungen nach dem Rennen 2012 deutlich vereinfacht. Den Technikern wurde nur äußerst wenig Spielraum eingeräumt. Dies sollte die Chancengleichheit erhöhen. Außerdem wurden Reifen, Hinterachsen und Motoren erst bei der Fahrzeugabnahme ausgegeben und so unerwünschte Manipulationsmöglichkeiten minimiert. Die Magneten mussten raus, Reifen durften verklebt und geschliffen, die Vorderreifen versiegelt werden. Haftverstärker und Blei wurden nicht zugelassen, das Gewicht für Chassis und Karosse auf plus-minus ein Gramm genau angegeben. Die Achslager durften nicht fixiert werden und eine Bearbeitung von Fahrwerk und Haube wurden untersagt, Lackierung ausgenommen. Was blieb den Technikern also zu tun? Feinabstimmung bei Langstreckentests war die Antwort. Teamübergreifend testete Hans Hüttlinger die Trainingswagen der Driftkings und von Fanta 6. Dabei traten die Fertigungstoleranzen deutlich zu Tage. Beim Boliden der Driftkings konnte durch Einlaufen der Motor-Hinterachseinheit das fast nicht vorhandene Spiel deutlich erhöht werden. Beim Renner von Fanta 6 war dagegen ein übermäßig hohes Spiel zu verzeichnen. Deshalb wurden hier die Trainingsfahrten mit fürs Rennen nicht zugelassenen Achshaltern bestritten. Bereits während des Trainings griff die Regelung, dass sich die Teams gegenseitig auf Einhaltung der Regeln kontrollieren sollten. Das hat sich voll bewährt.

Gefahren wurde mit identischen Carrera Digital 124 Audi R8 LMS Modellen. Eine wunderschöne Nachbildung des Bilstein-Audis des Team Phoenix vom 24-H Rennen am Nürburgring 2009. Alle Teams erhielten außerdem eine weiße Rohkarosse des R8 zur Gestaltung in den Teamfarben.

Team slot-connection testete ausführlich diverse Konen auf der Hinterachse und konnte einfach kein Optimum finden. Testingenieur Jürgen Mainka erzielte einfach keine signifikanten Verbesserungen, egal wie er es anstellte. Die Trainingswagen von Frankenslot hinterließen auf den ersten Eindruck technisch einen verdammt guten Eindruck auch wenn diese noch nicht komplett dem Regelwerk entsprachen. Jörg Rehse reiste bereits Donnerstag Abend an und lernte die Strecke bei einem Lauf der Zwerge kennen. Da war die Fahrtrichtung für das 24-H Rennen noch nicht festgelegt. Am Freitag nutzten dann alle Teams, mehr oder weniger intensiv, die Trainingsmöglichkeiten und nach Protest einiger Bahnneulinge wurde die Fahrtrichtung, entgegen der ursprünglichen Planung, bereits am Freitag festgelegt. So musste nicht in beide Richtungen trainiert werden.

Fahrer und auch die anderen Teammitglieder der slot-connection mobilisierten am Freitag bereits Freunde und Verwandschaft zur Vorbereitung des Großereignisses. So konnte in allen Räumen das Renngeschehen verfolgt werden. In Bar und am Grillplatz gab es außerdem die Möglichkeit das 24-H Rennen in Le Mans und die Spiele der Fußball EM zu sehen. Am Samstag rückte dann jeder der slot-connection Mitglieder mit Köstlichkeiten aus Mamas Küche an. Wie das die Helfer alles untergebracht, gekühlt und dann zeitlich versetzt angeboten haben ist mir als Fahrer und Reifentechniker ein Geheimnis geblieben. Mein Küchendienst fand in den ruhigen Nachtstunden statt und ich konnte ein bisschen klar Schiff machen.

Zum Rennstart wurde es richtig eng im Bahnraum und so suchte das Kamerateam einen erhöhten Standplatz am Rennleiterstand. Unbeabsichtigt und auch unbemerkt von allen wurde die Fahrspannung auf Spur eins von 18 auf 20,6 Volt erhöht. Am Start wurde noch auf das Prozedere mit der Startampel und Frühstart hingewiesen und um eine rücksichtsvolle Fahrweise am Start gebeten. „Ein 24 Stundenrennen gewinnt man nicht in der ersten Kurve“, so der Rennleiter. Fanta 6 Startfahrer Uwe Hüttlinger hatte am Start die Innenspur. Das war die mit der erhöhten Spannung. Prompt flog er in der ersten Kurve raus und nahm noch einen Konkurrenten mit, Sorry dafür. Nach vier Runden wunderte sich Uwe über das merkwürdige Fahrverhalten und steuerte kurz die Servicezone an um die Reifen säubern zu lassen. Von da an ging es nach vorne. Reifen schonend in den Kurven, lässig mit erhöhtem Ladedruck vorbei an den staunenden Wettbewerbern auf den Geraden. Das blieb nicht lange unbemerkt und alle wunderten sich während Uwes Grinsen immer breiter wurde. Fanta 6 lag da schon auf Platz zwei und konnte annähernd die Pace von den Driftkings mitgehen die auf Spur sechs starteten und deutlich führten.

Bereits nach zwei Stunden gab es die ersten Boxenstopps. Die slot-connection hatte nun endlich Pneus mit Grip, Team Frankenslot musste wegen einem harten Einschluss im Gummi ebenfalls vorzeitig die Reifen wechseln. Solche Auffälligkeiten gab es auch bei weiteren Reifensätzen. Fanta 6 hatte aber Glück. Bei der Analyse nach dem Einsatz musste auch ein Einschluss festgestellt werden. Dieser hatte sich aber noch nicht negativ bemerkbar gemacht.

Weitere Schäden blieben im Gegensatz zum Rennen in Kamp-Lintfort ohne größeren Einfluss auf das Renngeschehen. Die Driftkings mussten die Kühlöffnung auf der rechten Flanke mit Tape sichern und Fanta 6 fuhr die letzten vier Stunden mit nur drei Schrauben für die Motorbefestigung. Vermutlich übertrug sich die enorme Hitze des Motors auf eine der Gewindehülsen und diese löste sich dann bei einem Routinestopp aus der Bodengruppe. Mit etwa einer Minute fiel der benötigte Mehraufwand gering aus und weiter ging es im Renntempo. Zunächst mit erhöhter Wachsamkeit bei Fahrer und Techniker und schlussendlich mit unbegründeten Bedenken bezüglich der Haltbarkeit. Die Schleifer wurden vor dem Start ausgetauscht und hielten bis auf eine Ausnahme das ganze Rennen durch.

Ach ja, die Sache mit den 20,6 Volt auf Spur eins hat sich nach sechs Stunden von selbst erledigt. Bis dahin fuhr jedes Team einmal mit mehr Dampf. Dann wurde auf 18 Volt zurück geregelt. Während im Bahnraum die Motoren schnurrten, lärmten im Fahrerlager die Reifenschleifmaschinen. Je nach Art der Schleiftechnik und des eingesetzten Equipments belief sich die Vorbereitung einer Hinterachse auf 30 bis 120 Minuten. Ein echt aufreibender Job wenn man bedenkt dass nach vier, spätestens fünf Stunden ein neuer Satz fällig war. Dazwischen noch einen Stint fahren und dann weiter schleifen nicht schlafen.

Im Garten konnte man sich kurz erholen, ein kühles Bier trinken, eine Rauchen und sich Grillspezialitäten schmecken lassen. Danach ging es auf die Hollywood-Schaukel oder in den Liegestuhl. Und wer da saß, der konnte schon mal das Rennen vergessen. Da kamen dann öfters aufgeregte Teammitglieder und suchten die Starter für die nächste Stunde. Übrigens ist der Garten zum wesentlichen Teil Wolfgang Sattler zu verdanken. Er war es der organisiert und kräftig mit angepackt hat.

Eine strategische Meisterleistung mussten die Driftkings abliefern. Sie starteten zu viert, während die beiden anderen Fahrer erst später eintrafen. So haben Sie auf verschiedenen Spuren in kürzeren Abständen fahren und dabei immer die Vorlieben und Stärken der einzelnen Fahrer richtig einschätzen müssen. Und das obwohl außer Hans Hüttlinger noch kein anderes Teammitglied jemals zuvor ein 24 Stundenrennen gefahren hatte.

Viele spannende Duelle waren zu beobachten und ein erstaunlich hoher Anteil ging dabei über bis zu 20 Minuten. Oft nur durch Reifenpflege oder Fahrerwechsel gestoppt. Stellvertretend dafür möchte ich mich bei Jihad Horatschek für den tollen Zweikampf bedanken. Um Zehntelsekunden und Zentimeter zu kämpfen macht mir persönlich immer viel mehr Spaß als einfach auf und davon zu fahren.

In der Nachtphase schlug die Stunde des slot-connection Teams. Volles Rohr donnerten sie durch die Dunkelheit und holten den Rückstand auf die Driftkings auf. Diese waren nun vollzählig und das Trainingsdefizit der Nachzügler machte sich in den Rundenzeiten bemerkbar. So war es nicht verwunderlich dass die slot-connection in der Morgendämmerung auf Platz zwei lag. Nun waren die Positionen in Vorderfeld bezogen. Doch um Platz fünf wurde es noch mal richtig spannend. Team Frankenslot konnte am Ende MBG Berkheim um acht Meter hinter sich lassen.

Mit der ihm eigenen und bekannten Souveränität steuerte Thomas Lange, alias Long, das Ereignis. Er verbreitete beste Laune, hatte für alle ein offenes Ohr und unterhielt Teilnehmer und Gäste. Vielen Dank auch an nicht fahrende Mitglieder und Freunde der slot-connection für ihren selbstlosen Einsatz. Neben den Grillspezialitäten und dem Tiramisu waren die Nussecken die Gewinner des Kalorienwettbewerbs. Aber auch alle anderen Köstlichkeiten hätten hier eine Erwähnung verdient, allein der Platz hierfür hätte den Rahmen gesprengt.

Der Zieleinlauf wurde mit Count-Down und tosendem Applaus gefeiert. Berücksichtigt man die Länge des Rennens so liegen die Teams wirklich eng beieinander. Es wurden erstmals über 6000 Runden absolviert, dennoch konnte die Gesamtdistanz des vergangenen Jahres nicht erreicht werden. Die Streckencharakteristik in Wendelstein lässt keine so hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten wie auf der Kaiserbergbahn zu.

Gemeinsam schritten Long und Christina zur Siegerehrung, bedankten sich bei den Teilnehmern für die grandiose Show und überreichten Preise und Pokale. Wie im wirklichen Rennsport gab es für die Sieger auch Uhren. Die Rolex der Carrerafahrer heißt Timex Chronograph Typ 3.

Danke an alle Teilnehmer, Helfer und an Carrera. Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe des Carrera 24 Stunden Rennens.

Starterliste
Team slot-connection
Mathias Weller (einfachnurslotten)
Hans Brehm (Beppo)
Frank Röckelein (okfrank)
Thomas Rönz (Paramaxi)
Jürgen Mainka (Predator)
Wolfgang Sattler (schnuckimaster)

Team ‚MBG Berkheim‘
Martin Münzer (martinmm)
Thomas Rupp (vaillant)
Ralf Fuchs (raleff)
Thomas Schilling (tomjack)
Frank Meyer (spike)

Team Fanta 6 (Titelverteidiger)
Uwe Hüttlinger (uwehuettlinger)
Nina Ackermann (zwetschge)
Jörg Rehse (biboslot)
Thomas Singer (thommy64)
Tobias Radlinger (tobrad)
Manuel Radlinger (manrad)

Team Drift Kings
Christian Arold (biker07)
Christian Alff (Generallee74)
Joachim Schaubeck (jojosb)
Hans Hüttlinger (langhals)
Stephan Lange (egi)
Hendrik Neubauer (wollejunior)

Team Frankenslot
Michael Kastner (Slotmike)
Herbert Igel (uniigel)
Jochen Bäumler (Jeckel)
Michael Söder (noah-bonsai)
Patrick Kastner (Kostner)
Patrick Baumgartner (Slotbob)

Team Mamas Best
Kai Horatschek (RCE)
Jihad Horatschek (Badner 99)
Marco Wesseling (mwesseling)
Ingo Haftke (IngoH)
Ralph Kappes (ralph124)
Günter Stolzenberger (m3-guenter)

Ergebnis
1. Fanta 6        6234 Rd = 230,658 km
2. slot-connection    6143 Rd = 227,291 km
3. Drift Kings        6092 Rd = 225,404 km
4. Mamas Best    5907 Rd = 218,559 km
5. Frankenslot        5865 Rd = 217,024 km
6. MBG Berkheim    5865 Rd = 217,016 km

Weitere Zahlen
Die meisten Runden drehte Hans Hüttlinger. Es waren 1311.
Die meisten Runden in einem Stint fuhr Thomas Singer mit 278 Umläufen.
Die geringsten Schwankungen zwischen den einzelnen Stints verzeichnete Christian Alff mit nur 4 Runden Differenz zwischen langsamsten und schnellsten Durchgang.
Ein Boxenstopp mit säubern, ölen, Motor- und Reifenwechsel dauerte gute 3 Minuten

Infos zum Carreraclub auf www.carrera-club.com

Uwe Hüttlinger