Die Vorbereitung zum eigentlichen Rennen begann bereits lange vor dem eigentlichen Rennen. Aus der Sicht der Teams drehte sich zuallererst das Personalkarussell. Viele erfahrene 24-Stundenpiloten mussten absagen und so startete die Jagd nach den besten Fahrern. Viele schnelle Leute, die bisher nie einen Platz unter den 36 Fahrern ergattern konnten, nutzten die Chance und freuten sich schon auf das Rennen. Unter den Teilnehmern waren auch drei Damen und ich bitte schon jetzt um Verzeihung, dass ich nicht bei jeder Gelegenheit (Pilot/in, Fahrer/in) das /in anfüge.

Die ersten Schwierigkeiten tauchten schon bei der Wahl der Teamnamen und der Gestaltung der Einsatzfahrzeuge auf. Geplatzte Sponsorverhandlungen führten dazu, dass ein Team ganz ohne Name antreten musste und so wurde die international besetzte Truppe einfach als Team NoName geführt. Just in diesem Team startete mit Jihad Horatschek, zwölf Jahre alt, der jüngste Teilnahmer. Da wegen Krankheit und Terminüberschneidung nicht wie gewohnt ein offizielles Carrera-Team antreten konnte, schlossen sich die rennverrückten Damen aus Puch, Christina Schweighofer und Sandra Goder, dem Team NoName an. Eine weitere, in Insiderkreisen bereits bekannt schnelle Dame, unterzeichnete zusammen mit den beiden Radlinger-Brüdern beim Team Fanta6. Nina Ackermann machte das Damentrio im Starterfeld komplett.

Unter den Startern war das Who´s Who des Slotracing vertreten. Mehrere Challengetour-Sieger standen neben bekannten Langstreckenhelden am Start. Vier dieser Hardcore-Truppe kamen erst während des 24-Stundenrennens direkt vom SLP-Lauf in Düsseldorf um die ZuSpätBremser und den Sicher-Heiz-Dienst zu verstärken. Aus Franken reisten die Titelverteidiger der Slot-Connection an.

Empfehlung Plastikmodellcenter
Mit der Wahl des Austragungsortes ging das Organisationsteam kein Risiko ein. Auf der 44 Meter langen Kaiserbergbahn im Plastikmodellcenter Kamp-Lintfort wurden ja bereits drei Carrera 24-Stunden-Rennen ausgetragen. Das Team um Peter Meister hat jährlich etwa 400 Rennveranstaltungen im Hause und meistert diese, schon auch namensbedingt, meisterhaft. Die beeindruckenden Bahnen, das riesige Sortiment im Shop und das ganze Drumherum ist es Wert besucht zu werden. Da lohnt auch eine längere Anreise. Doch beim 24-Stundenrennen übertrafen sich die Hausherren selbst. 36 Fahrer nebst dem ganzen Tross von Offiziellen, Technikern und Fans wollen erst einmal unterhalten und verköstigt werden. Einen dauerhaften Eindruck dürfte bei allen Beteiligten die gigantische, abwechslungsreiche, nie endend wollende Auswahl an selbstgebackenen Kuchen hinterlassen haben. Doch auch das restliche kulinarische Programm sorgte für zusätzlichen Ballast auf Bäuchen und Hüften.

Als Fahrzeug für die diesjährige Ausgabe des Carrera 24-Stundenrennens erhielten alle Teams den Porsche 911 GT3 RSR. Damit begann die heiße Phase der Vorbereitung. Die jeweils besten Techniker und Mechaniker aus den teilnehmenden Teams machten sich an die Optimierung des 997ers. Der Rahmen des technischen Reglements war ziemlich eng ausgelegt und so waren nur geringfügige Modifikationen erlaubt. Jedoch blieben ein paar Lücken im Regelwerk, aber dazu später mehr. Die Vorbereitung der Wagen begann bei der Kontrolle des gelieferten Materials und die entsprechende Nacharbeit. Die Technik hat Lötstellen, Felgensitz und Verschraubungen nachgearbeitet. Anschließend haben die Spezialisten die Reifen präpariert, Motoren einlaufen gelassen und Gewichtssätze für Testfahrten vorbereitet. Als Bilanz nach dem Rennen ist die Modellwahl als sehr gelungen zu bezeichnen. Die Flitzer ließen sich sehr gutmütig fahren, waren außerordentlich robust, nur die Elektronik machte allen Teams zu schaffen.

Im Training am Freitag war erstaunlich wenig los und es zeichnete sich sofort ab, dass das Bahnlayout recht flüssig zu befahren ist. Jedoch haben einige Neulinge auf der Kaiserbergbahn über Orientierungsprobleme auf den Brücken geklagt. Da wurde schon mal der Bremspunkt verpasst. Am Samstag früh, nach vorzüglichem Frühstück im Hause Meister, konnte noch weiter trainiert werden bis gegen 10:00 Uhr die Fahrzeugabnahme begann. Alle Wagen wurden zugelassen, lediglich ein Fahrzeug musste aufgrund von zusätzlich eingebauten Scheinwerfern noch etwas Blei herausnehmen.

Nach einer wirklich guten Fahrerbesprechung bei der Peter Meister den Ablauf des Rennens erklärte, sinnvolle Regeln für das Verhalten in den Schrauberräumen und an der Bahn festlegte und allen Beteiligten viel Spaß wünschte, startete das Rennen pünktlich um 12:00 Uhr. Ungewohnt für ein Langstreckenrennen gab es in der zweiten Kurve bereits die erste Chaosphase. Ein Teilnehmer hatte den Bremspunkt etwas optimistisch gewählt und führte den zahlreich erschienenen Zuschauern den Domino-Effekt anhand von drei weiteren Fahrzeugen vor. Von da an jedoch zeichnete sich der ganze Rennablauf durch ruhige und teils umsichtige Fahrweise aller Teilnehmer aus. Selbst in der Nachtphase stieg die Zahl der Unfälle nicht an. Dies war auch darauf zurückzuführen, dass es nicht stockfinster war. Der Vollmond erleuchtete besonders die Bergab-Passage von Kurve zwei bis zum Tunnel.

Drücker frei
Vom Start weg setzte sich Thomas Singer auf Spur zwei im signalfarbenen 997er deutlich und unerwartet schnell vom Rest des Feldes ab. Nach zwei Stunden rückte das Feld wieder etwas zusammen, Fanta6 lagen vor der Slot-Connection, den ZuSpätBremsern und Appe Spiegel. Dann folgte der Sicher-Heiz-Dienst und NoName. Zu diesem Zeitpunkt fiel beim führenden Fahrzeug das Rücklicht aus und die Scheinwerfer begannen zu blinken. Der Teamchef sprach sich bezüglich der anstehenden Reparatur mit der technischen Kommission ab. Die erforderlichen Ersatzteile wurden freigegeben und ein Rennkommisar für die Überwachung der Reparatur zugewiesen. Kurz vor Ende des ersten Durchgangs, etwa gegen 17:30 Uhr legten die Führenden einen sechsminütigen Boxenstopp ein. Dabei wurden alle drei Platinen ausgetauscht, alles gesäubert, neu abgeschmiert, Schleifer gerichtet und selbstverständlich Motor und Reifen gewechselt. Danach lag Fanta 6 auf Platz zwei und blieb aber von weiteren Defekten verschont. Die schlugen fortan bei den anderen Teams ein. Nummer eins der Ausfallursache waren Elektronikprobleme und so mussten einige Teams mehrfach die Platinen wechseln.

Nach diesen ersten Aufregern wurde auf einmal übers Regelwerk diskutiert. Grund war die unterschiedliche Reifentaktik und die Auslegung des Reglements bezüglich der Limitierung der Reifensätze. Die meisten Teams und die Carreradamen gingen davon aus, dass nur drei Sätze Reifen verwendet werden dürfen. Diese Annahme ergab sich aus dem Inhalt des Pakets welches jedes Team erhielt. Da waren drei Sätze Tuningreifen enthalten. Im Regelwerk war diese Anzahl aber nicht geregelt. Der Sicher-Heiz-Dienst hat deswegen eine Taktik gewählt mit der die Dauer der Reifenwechsel deutlich reduzierte werden sollte. Das Team hat die Reifen nicht auf der Achse verklebt und hat einen Reifenwechsel bei geschlossenem Fahrzeug durchgeführt. Jedoch ist die Laufleistung der Reifen bei dieser Vorgehensweise deutlich geringer und die Reifenleute des Teams besorgten sich weitere Reifensätze. In Absprache mit dem Hausherren legte die Rennleitung fest, dass mehrere Reifensätze eingesetzt werden dürfen. Dazu legte der Hausherr einen Reifenpool an und gab Pneus nach Bedarf aus.

Nach zehn Stunden Fahrzeit lagen die Slot-Connection und Fanta 6 in derselben Runde, um 7:00 Uhr am Sonntag Morgen übernahm Fanta 6 wieder die Spitze und gab sie nicht mehr ab. Die Raser vom Sicher-Heiz-Dienst waren in der Lage das Tempo der beiden vorderen Teams mitzugehen und durften sich noch Hoffnungen auf eine bessere Position machen. Auf Spur eins konnten sie nämlich immer wieder Runden gutmachen. Die ZuSpätBremser konnten an die gute Leistung der vergangenen Jahre nicht anknüpfen. Sie fuhren mit dem leichtesten Wagen, brachten vermutlich die Reifen nicht auf Temperatur und hatten als Folge zu wenig Grip. Team NoName war von Anfang an hinten dran. Deren Leistung soll aber keinesfalls geschmälert werden. Mit Christina als Rookie, Jihad als jüngstem Fahrer und zwei Fahrerinnen ohne Training haben sie sich achtbar geschlagen. Und zu keinem Zeitpunkt haben sie störend in den Spitzenkampf eingegriffen. Insgesamt war es ein sehr ruhiges Rennen in entspannter Atmosphäre.

Jähes Ende einer Aufholjagd
Eine Stunde vor Schluss stieg dann aber doch die Anspannung. Fanta6 lag leicht in Führung aber die Slot-Connection holte langsam auf. So griffen beide Teams in die Taktikkiste und setzten in der letzten Stunde auf Hans Brehm für die Titelverteidiger und auf Thomas Singer bei Fanta6. Alle rechneten mit einem Fotofinish und dann kam es doch ganz anders. Der orange-weiße GT3 der Slot-Connection quittierte nach einer gröberen Säuberungsaktion den Dienst. Erst nach einem längeren Boxenaufenthalt, mit Austausch der kompletten Bordelektronik, fuhr der Porsche wieder. Doch da war Thomas Singer um mehr als 40 Runden davongezogen. Die anderen Teams hatten längst Position bezogen und mussten nur noch ins Ziel kommen. Angesichts des großen Vorsprungs von Platz eins auf die Zweiten, wechselten beide Teams auf die Fahrer die ursprünglich diesen Stint hätten fahren sollen. So kam Nina Ackermann doch noch zu der Ehre den Sieg unter großem Applaus einzufahren.

Nach einer kleinen Pause nahmen Christina Schweighofer und Peter Meister die Siegerehrung vor. Alle Teilnehmer erhielten Preise aus dem Hause Stadlbauer und lobende Worte von Peter Meister. Marcel Weeren hat seinen Preis, einen McLaren M20, Jihad Horatschek geschenkt. Er fand, Jihad sei für sein Alter hervorragend gefahren und sei eine Bereicherung für die ganze Veranstaltung gewesen. Das Siegerteam bedankte sich, im Namen aller Aktiven, bei der Firma Stadlbauer und bei Familie Meister samt Team für die unvergesslichen Stunden.

Danke auch noch an Jörg Wilhelm für seinen Einsatz hinter der Kamera und an alle Beteiligten die ich hier nicht namentlich erwähnt habe. Mein Respekt gilt allen Fahrer, es war mir ein Vergnügen gegen euch antreten zu dürfen.

Uwe Hüttlinger

 

Ergebnis

1. Fanta 6        5915 Runden, das entspricht über 261km
2. Slot Connection    5873 Runden (+42)
3. SicherHeizDienst    5825 Runden (+90)
4. ZuSpätBremser    5638 Runden (+277)
5. Appe Spiegel    5554 Runden (+361)
6. NoName        5330 Runden (+585)

Die Teilnehmer
Appe Spiegel
Sigi Redant
Michael Alsters
Ulf Reifenrath
Joachim Weiß
James Frendo
Frank Meyer

Fanta 6
Nina Ackermann
Manuel Radlinger
Tobias Radlinger
Thomas Singer
Jörg Rehse
Uwe Hüttlinger

No Name
Christina Schweighofer
Sandra Goder
Norbert Illbruck
Marcus Heickmann
Kai Horatschek
Jihad Horatschek

Sicher-Heiz-Dienst
Michael Stalter
Mattias Eichwald
Harald Mieth
Günther Riehl
Frank Schüler
Marcel Weeren

Slot-Connection

Hans Brehm
Mathias Weller
Frank Röckelein
Thomas Rönz
Jürgen Mainka
Wolfgang Sattler

ZuSpätBremser

Joachim Kleinrahm
Ralf Leenen
Ralph Kappes
Stephan Wesseling
Frank Ohlig
Helmut Strerath

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